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Sicherheit durch Überwachung

Staatstrojaner, Backdoors, Messenger - und George Orwell


In den letzten Jahren gab es zahlreiche Diskussionen darüber, ob Technologieunternehmen wie Signal, WhatsApp, Apple, Telegram .... und andere dazu verpflichtet werden sollten, sogenannte „Backdoors“ in ihre verschlüsselten Messengerdienste einzubauen. Dies würde es Regierungen und Behörden ermöglichen, im Falle eines berechtigten Interesses, nach gerichtlicher Anordnung, auf private Kommunikation zuzugreifen. Doch so verständlich das Bedürfnis nach Sicherheit ist, so gefährlich ist der Ansatz, verschlüsselte Kommunikation durch solche Hintertüren zu schwächen.





„Open Door – Access for All“: Das Sicherheitsrisiko


Das Problem bei Backdoors ist, dass sie, sobald sie implementiert sind, nicht nur für legitime Behörden zugänglich sind, sondern auch für Hacker, fremde Regierungen und andere Kriminelle. Das Prinzip „Open Door – Access for All“ bedeutet, dass jede Lücke in der Sicherheit ausgenutzt werden kann – egal von wem. In einer Welt, in der Cyberkriminalität auf dem Vormarsch ist, wäre es ein fataler Fehler, die Sicherheit der Kommunikation weltweit durch staatliche Eingriffe zu untergraben.


Hier zeigt sich eine klare Parallele zu George Orwells dystopischem Roman 1984. In der dortigen Gesellschaft hat der Staat durch den „Großen Bruder“ uneingeschränkten Zugang zu jeder privaten Kommunikation und kann somit das Verhalten und die Gedanken der Bürger kontrollieren. Ähnlich könnte auch der Missbrauch von Backdoors und Überwachungstechnologien dazu führen, dass der Staat ein hohes Maß an Kontrolle über das Leben der Bürger erhält – ein gefährlicher Schritt in Richtung einer totalitären Überwachungsgesellschaft.



Staatstrojaner: Eine gefährliche Alternative


Staatstrojaner, auch bekannt als Regierungs-Trojaner, stellen eine weitere Form des staatlichen Zugriffs auf private Kommunikation dar. Diese speziellen Schadprogramme werden gezielt auf den Geräten von Verdächtigen installiert, um verschlüsselte Nachrichten noch vor ihrer Verschlüsselung abzufangen. Auch wenn dies nur unter strengen rechtlichen Voraussetzungen geschehen soll, birgt der Einsatz solcher Trojaner enorme Risiken. Einmal in Umlauf gebracht, können auch Staatstrojaner missbraucht werden – etwa durch Hacker oder autoritäre Regierungen. Zudem kann der Einsatz solcher Schadsoftware die Integrität der digitalen Geräte aller Nutzer gefährden.


https://www.youtube.com/watch?v=rqs2JFRMc-I (ORF, Sendung v. 30.05.2024)

 

Auch hier kann eine Verbindung zu Orwells 1984 gezogen werden: Der „Televisor“ in Orwells Welt überwacht die Bürger in ihren eigenen vier Wänden, ohne dass diese wissen, wann sie beobachtet werden. Ähnlich könnten Staatstrojaner unbemerkt auf den Geräten der Nutzer installiert werden und deren Daten und Aktivitäten ausspähen – was wiederum eine ständige Überwachung ermöglicht und das Gefühl der Freiheit untergräbt.




Warum Social-Media wichtiger ist


Anstatt verschlüsselte Kommunikation zu schwächen oder Geräte mit Trojanern zu infizieren, sollte der Fokus auf der Überwachung von sozialen Medien liegen. Plattformen wie Facebook, X (Twitter), Telegram - you name it - sind der Ort, an dem Informationen oft unkontrolliert und öffentlich verbreitet werden. Viele Bedrohungen, Radikalisierungen oder illegale Aktivitäten finden dort statt und können durch geeignete Monitoring-Techniken aufgedeckt werden. Diese Kommunikation ist "öffentlich" und unverschlüsselt :-)


 


Dark-Web-Monitoring als effektives Instrument


Auch das Dark Web stellt einen wichtigen Fokuspunkt für die Sicherheitsbehörden dar. Bereits heute arbeiten Firmen im Bereich der Cyber-Threat-Intelligence daran, verdächtige Aktivitäten in den verborgensten Ecken des Internets zu überwachen. Diese Technologien können verdächtige Bewegungen, Marktplätze für illegale Waren oder die Kommunikation von kriminellen Netzwerken erkennen und entsprechende Rückschlüsse zulassen.


 

Hacker und Kriminelle finden immer einen Weg


Selbst wenn Backdoors oder Staatstrojaner in Messengerdiensten implementiert würden, ist es höchst unwahrscheinlich, dass Kriminelle weiterhin diese Kanäle nutzen würden. Hacker, Terroristen oder Kriegsverbrecher finden immer neue Wege, ihre Kommunikation zu verschlüsseln. Open-Source-Verschlüsselungslösungen und eigene private Netzwerke bieten ihnen die Möglichkeit, staatliche Überwachung zu umgehen.


Fazit


Backdoors und Staatstrojaner in Messengerdiensten sind keine Lösung, sondern ein Risiko für die Sicherheit aller Nutzer. Der Fokus sollte stattdessen auf der Beobachtung öffentlicher Netzwerke, wie den sozialen Medien, sowie auf einer stärkeren Überwachung des Dark Webs liegen. Technische Lösungen zur Verbrechensbekämpfung müssen weiterentwickelt werden, ohne dabei die digitale Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gefährden.


Der Roman 1984 warnt eindringlich vor den Gefahren einer umfassenden Überwachung durch den Staat. In unserer digitalen Welt müssen wir sicherstellen, dass wir nicht in eine ähnliche Situation geraten, in der staatliche Macht durch Technologie unkontrolliert ausgeweitet wird – zum Schaden der Privatsphäre und Freiheit aller.



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