Wie man Verantwortung outsourced!
Führungskräfte haben eine zentrale Rolle in Unternehmen: Sie sollen Ziele vorgeben, ihre Mitarbeitenden motivieren und die Richtung bestimmen. Doch was passiert, wenn Führungskräfte ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind? Häufig lagern sie Verantwortung an Projektmanager aus – selbst bei Aufgaben, die eigentlich keine Projekte sind. Das führt nicht nur zu einer Verschiebung der eigentlichen Führungsaufgaben, sondern schwächt langfristig das gesamte Unternehmen.
Führungsschwäche: Wenn Kontrolle über Verantwortung gestellt wird
Schwache Führungskräfte, die sich unsicher fühlen oder nicht die nötige Erfahrung oder das Vertrauen in ihre Mitarbeitenden haben, tendieren dazu, auf Mikromanagement zu setzen. Statt klare Visionen zu kommunizieren und eigenverantwortliches Arbeiten zu fördern, greifen sie auf Strukturen zurück, die ihnen Kontrolle und Sicherheit versprechen. Projektmanagement scheint hier eine verlockende Lösung zu sein.
Das Problem? Viele dieser "Projekte" sind eigentlich gar keine. Es handelt sich oft um Alltagsaufgaben oder fortlaufende Tätigkeiten, die lediglich in einen formellen Projektrahmen gezwängt werden, um die Verantwortung abzugeben. Projektmanager, oft externe Experten, übernehmen die Kontrolle, definieren Ziele, tracken den Fortschritt und berichten regelmäßig. Währenddessen entziehen sich die eigentlichen Führungskräfte ihrer Verantwortung.
Warum schwache Führungskräfte Projektmanager brauchen
Anstatt selbst Verantwortung zu tragen, vertrauen schwache Führungskräfte lieber auf das strukturierte Tracking und Monitoring eines Projektmanagers. Diese Herangehensweise bietet einen einfachen Ausweg: Anstatt sich mit den Herausforderungen des Führens auseinanderzusetzen, können sie die Verantwortung für die Ergebnisse an den Projektmanager abgeben. Im besten Fall werden sie mit positiven Ergebnissen präsentiert, im schlimmsten Fall gibt es jemanden, der die Schuld trägt, wenn etwas schiefläuft.
Die Gründe für dieses Verhalten sind vielfältig
Fehlende Führungskompetenzen:
Manche Führungskräfte haben nie gelernt, wie man Teams erfolgreich führt oder Verantwortung teilt. Sie greifen auf das zurück, was ihnen Kontrolle gibt.
Angst vor Fehlern:
Schwache Führungskräfte meiden Risiko. Sie überlassen es den Projektmanagern, komplexe Entscheidungen zu treffen, um selbst nicht in der Verantwortung zu stehen.
Fehlendes Vertrauen in Mitarbeitende:
Anstatt Mitarbeitenden Eigenverantwortung zuzugestehen, wird alles in Projekte gegossen, bei denen die Arbeit strenger überwacht werden kann.
Mangel an Klarheit:
Unsicheres Leadership schafft oft keine klaren Prioritäten. Durch das Aufsetzen eines Projekts mit festgelegten Zielen und Aufgaben kann zumindest ein Anschein von Struktur vermittelt werden.
Die Folgen: Projekte als Symptom für schlechtes Leadership
Die Inflation von Projekten in Unternehmen ist oft ein Zeichen für fehlendes Vertrauen in die Führungsfähigkeit. Projektmanager, die eigentlich dafür da sein sollten, große, strategische Vorhaben zu managen, übernehmen zunehmend Aufgaben, die in einem gesunden Unternehmen Teil des täglichen Führungsalltags wären. Dies hat mehrere negative Auswirkungen:
Ressourcenverschwendung
Wenn Aufgaben, die keine Projekte sind, durch den Projektmanagement-Prozess laufen, wird viel Zeit und Geld verschwendet.
Demotivierte Teams
Mitarbeitende, die ständig durch formalisierten Projektzwang kontrolliert werden, fühlen sich überreguliert und verlieren ihre Motivation.
Schwächung der Führungsebene
Wenn Führungskräfte die eigentliche Führungsarbeit delegieren, schwächt das die Rolle der Führung insgesamt und macht sie langfristig überflüssig.
Die Lösung: Führung muss wieder Verantwortung übernehmen
Statt Projektmanagement als Ausweg zu nutzen, sollten Führungskräfte wieder lernen, ihre Kernaufgaben wahrzunehmen. Dies beginnt bei der Fähigkeit, klare Ziele zu setzen, Mitarbeitenden Vertrauen entgegenzubringen und Verantwortung zu übernehmen. "Führung ist kein Verwaltungsposten, sondern verlangt aktives Engagement."
Hier einige Ansätze, um Verantwortung wieder in die Führungsetage zu integrieren:
Klare Kommunikation und Zielsetzung
Führungskräfte müssen lernen, die Erwartungen an ihre Teams klar und deutlich zu formulieren – ohne den Umweg über Projektmanager.
Verantwortung statt Kontrolle
Statt die Arbeit von Mitarbeitenden ständig zu tracken, sollten Führungskräfte Vertrauen schaffen, indem sie Verantwortung delegieren und den Teams die Freiheit geben, Aufgaben eigenständig zu lösen.
Projekte für echte Projektaufgaben
Nicht jede Aufgabe ist ein Projekt. Unternehmen sollten sich darauf besinnen, nur echte, strategische Vorhaben als Projekte zu deklarieren und dafür Projektmanager einzusetzen.
Führungskompetenzen entwickeln
Führungskräfte brauchen regelmäßige Weiterbildungen, um ihre Führungsqualitäten zu verbessern. Hierbei geht es besonders darum, Vertrauen aufzubauen, klare Ziele zu definieren und Teams zu motivieren.
Projektmanagement als unterstützendes Tool
Projektmanagement sollte nicht die Aufgabe der Führung ersetzen, sondern unterstützen. Die Führungsrolle bleibt essenziell, um strategische Entscheidungen zu treffen und den langfristigen Erfolg zu sichern.
Fazit: Leadership braucht keine Krücken
Projektmanagement ist ein wertvolles Werkzeug, wenn es richtig eingesetzt wird. Doch wenn Führungskräfte es missbrauchen, um eigene Unsicherheiten zu kaschieren, schadet das dem Unternehmen mehr, als dass es nützt. Führung bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, Teams zu vertrauen und Entscheidungen zu treffen – nicht, diese Aufgaben an externe Kräfte auszulagern.
Starke Führung braucht kein Projektmanagement als Krücke. Sie braucht klare Visionen, Vertrauen und die Bereitschaft, in die eigene Rolle als Führungskraft hineinzuwachsen.