Wenn ich auf die Digitalisierungsprojekte zurückblicke, die ich in den letzten Jahren begleitet habe, dann gibt es eine zentrale Erkenntnis: Digitalisierung ist weit mehr als ein technisches Update. Sie erfordert einen kompletten Perspektivenwechsel. Oft erlebe ich jedoch, dass Unternehmen versuchen, ihre alten Prozesse einfach in einen digitalen Mantel zu hüllen, ohne die eigentlichen Möglichkeiten der Technologie selbst zu nutzen.
Ein Satz, der mir in diesen Projekten immer wieder in den Sinn kam: „Wenn du einen scheiß-Prozess digitalisierst, dann hast du einen scheiß-digitalen Prozess.“ So simpel es klingt, so treffend ist es. Es reicht nicht, bestehende Arbeitsweisen 1:1 in digitale Tools zu übertragen. In einem Projekt haben wir neue Systeme eingeführt, aber die Fachabteilungen arbeiteten weiterhin wie gewohnt. Das Ergebnis war weit entfernt von der erhofften Effizienzsteigerung.
Wer kennt noch solche Aussagen?
„Wir scannen die Reisekostenanträge ein und schicken sie an die Antragsteller per E-Mail. Wir bekommen sie dann ausgefüllt und eingescannt zurück.“
„Wieso etwas anderes verwenden als Excel? Die Roadmaps haben wir immer so gemacht, wozu Confluence oder SharePoint? Na gut, dann speichern wir das Excel-File über Confluence ab!“
„Wir haben alle Formulare online auf unserer Webseite. Die Kunden können sie herunterladen, ausfüllen und per Post oder eingescannt per E-Mail zurückschicken. Wir geben die Daten dann händisch in unsere Systeme ein.“
Ähnlich verhält es sich mit der Cloud: Viele Unternehmen glauben, sie seien „Cloud-Ready“, nur weil sie ihre Systeme von On-Premise-Servern in die Cloud verschoben haben.
„Die Kundenserver vor Ort lösen wir durch virtuelle Cloud-Server ab. Technologie bleibt die gleiche – und jeder Kunde hat wieder seinen eigenen Server. Endlich nutzen auch wir die Cloud!“
Die wahre Stärke der Cloud liegt darin, Prozesse neu zu gestalten und die Flexibilität und Skalierbarkeit voll auszunutzen. „Lift and Shift“ ist nicht die Antwort, wenn man den echten Mehrwert der Cloud nutzen will.
Denken wir an Microsoft: Würde das Unternehmen mit M365 weiterhin individuelle Server für jeden Kunden bereitstellen, könnten die Vorteile der Cloud nicht ausgeschöpft werden. Kunden müssten sich weiterhin mit Servermanagement und Wartung herumschlagen.
Denkst du manchmal auch, dass mehr drin ist?